Juni 2004

Zur Zeit lebe ich in der Uni-Tierklinik in Zürich. Mein Alter wissen wir nicht so genau. Vermutlich bin ich so Mitte oder Ende April 2004 im Zwinger „vom R.“ bei Frau N., in Deutschland geboren. Es war kein guter Stern, der über meiner Geburtsstunde stand und so nahm mein Schicksal seinen Lauf.

Zuerst wusste ich ja nicht, um was es auf dieser Welt geht und ich lebte so mehr schlecht als recht vor mich hin. Anscheinend hat mich meine Mama auch nicht gewollt, aber ich glaube, sie hatte Probleme und Schmerzen, vielleicht war sie ja auch unglücklich.

Eines Tages merkte ich, obwohl es mir nicht so gut ging, ich hatte Bauchschmerzen und gejuckt hat mich das Fell auch ganz fürchterlich, dass es irgendwie um mich geht. Unter www.sperrmüll.de war eine Anzeige, dass Maine Coon Kätzchen zu verkaufen sind und so nahm mein Schicksal seinen Lauf.

18.06.2004 Ein junger Mann stand in der Wohnung. Die Frau, bei der ich lebte, zeigte mich und sagte, dass ich zu haben bin, ich sei zwar etwas klein, aber so 9-10 Wochen alt. Sie erzählte auch die Geschichte, dass meine Mama mich nicht wollte, darum weiss ich das auch.

Sie sagte auch zu dem jungen Mann, er heisst Tom, dass ich etwas Durchfall hätte und dass ich Medikamente brauche. Stolz zeigte sie ihm auch meine Oma und noch ein paar andere Maine Coon Katzen. Sie meinte, er könne auch solch eine Katze haben. Die seien aber teurer. Aber Tom wollte mich. Irgendwie war ich stolz und ehrlich gesagt, war ich froh, von dort wegzukommen, obwohl ich mir unter meiner Zukunft auch nicht viel vorstellen konnte. So gab die Frau Tom noch den Dispenser mit Antibiotika mit, unterschrieb einen grünen Zettel mit einer Summe drauf:

und ich gehörte Tom. So einfach ist das.

Das heisst, eigentlich war ich jetzt einem fremden Menschen mit allem was mich „Buffy“ ausmachte, ausgeliefert. Mein Bauch tat weh, aber ich blickte jetzt hoffnungsvoll in eine neue Zukunft.

Tom fuhr mit mir nach Hause. Sie haben mich sofort in ihr Herz geschlossen, obwohl ich erst etwa 500 Gramm wog und nicht gerade salonfähig aussah. Ich konnte auch nicht richtig auf meinen Füssen stehen, ich war einfach schwach. Aber sie haben sich um mich gekümmert und mich geliebt. Dies war für mich das Allerwichtigste.

Voll Freude telefonierte Tom mit seinen Freunden und erzählte von mir. Endlich war ich jemand. Tom gab mir zu Essen und zu trinken. Mein Gott habe ich einen Kohldampf geschoben. Aber mit dem Trinken hat es nicht geklappt.

Dann sind Toms Freunde gekommen, weil ihnen alles etwas suspekt vorkam. Als sie mich sahen, erschraken sie. Umgehend haben sie eine Flasche besorgt und Tom und Julia angewiesen, mit mir zum Tierarzt zu gehen und vor allem auch Aufzuchtmilch zu besorgen. Die tat mir sehr gut und meine Bauchschmerzen wurden für den Moment etwas erträglicher. Tom hat sich rührend um mich gekümmert und seine Freundin auch, es war immer jemand für mich da, sie machten sich auch Sorgen, das sah ich an ihren Gesichtern und sie ahnten, dass da etwas mit meiner Gesundheit nicht stimmt. 

Am 21.06.2004 bin ich das erste Mal dem Tierarzt vorgestellt worden. Der war entsetzt und ich habe mich fast etwas geschämt, obwohl ich doch nichts dafür konnte, wie ich aussah.

Der Tierarzt sagte, ich sei für dieses Alter viel zu klein und ich leider unter ausgeprägter Abmagerung (Kachexie). Ebenfalls hätte ich eine Enteritis. Darum mein Bauchweh und mein Durchfall. Er gab Tom Entwurmungspaste mit. Ich konnte wieder mit Tom nach Hause. Ich war heilfroh, dass dieser Besuch vorüber war. Tom gab mir die Paste, wie der Tierarzt es ihm erklärt hatte. Aber mein Bauchweh wurde nicht besser und mein Durchfall auch nicht und ich fühlte mich schwach. Das Leben ist doch nicht so toll, dachte ich.

28.06.2004 Wieder musste ich zum Tierarzt, denn ich konnte meinen Kot nicht halten und verfiel immer mehr.

Tom und Julia machten sich grosse Sorgen und deren Freunde auch.

Nun sagte der Tierarzt, ich hätte ausgeprägte Verhaltensstörungen weil es mich doch immer so im Fell gejuckt hatte und ich schon keine Haare mehr hatte an den Füssen. Aber was sollte ich den machen, ich musste mich kratzen und zwischen den Zehen lecken. Was er dann alles mit mir gemacht hat, weiss ich nicht mehr so genau. Auf alle Fälle sind wir nicht mehr zu diesem Tierarzt gegangen. Tom hat ihn dann angerufen und gesagt, es gehe mir gut und ist mit mir auf Anraten von seinen Freunden gleich zu einem anderen Tierarzt gegangen.

Ich merkte, dass alle immer verzweifelter wurden, ich auch. Mir ging es sehr schlecht.